Geocaching-Verbot – (m)eine andere Sichtweise

Sicherlich hast du es bereits mitbekommen: Die Stadt Köln befasst sich mit einem generellen Geocaching-Verbot und der Geocaching Rheinland e.V. bat die Geocacher darum die Stadt Köln mit einem Musterschreiben davon abzuhalten.

So weit – so gut; allerdings sollte man sich die Anlage 1 – Änderungen der „Allgemeinen Verbote“ genauer ansehen. Sie unterteilt sich in Landschaftsschutzgebiete (hier wird Geocaching nicht berücksichtigt), Geschützte Landschaftsbestandteile, Naturschutzgebiete, Naturdenkmale und Allgemeiner Baumschutz (auch ohne Geocaching).

 

Geschützte Landschaftsbestandteile

Seite 102: Es ist verboten

„Geocache-Behälter in oder an Bäumen incl. des Kronentraufbereiches und in stehenden oder fließenden Gewässern incl. der Uferbereiche zu verstecken, anzubringen oder nach den Geocache-Behältern zu suchen.“

„Hierdurch sollen in den besonders empfindlichen Bereichen Störungen für die Tierwelt vermieden und eine möglichst ungestörte Vegetationsentwicklung insbesondere für trittempfindliche Flächen gewährleistet werden.“

 

Naturschutzgebiete

Seite 148: Es ist verboten

“ Geocache-Behälter zu verstecken, anzubringen
oder nach den Geocache-Behältern zu suchen.“

„Hierdurch sollen in den Naturschutzgebieten Störungen für die Tierwelt und Schädigungen der Vegetation vermieden werden.“

Die Begründung dazu lautet:

„Seit der Erfindung des Geocaching im Jahr 2000 hat sich diese Art der Freizeitgestaltung sehr schnell etabliert und verbreitet. Zwischenzeitlich existieren derzeit etwa 280.000 aktive Caches in Deutschland, wobei mit ca. 47.000 Caches in NRW die meisten zu finden sind.

Die Geocache-Behälter werden überwiegend in vorhandenen natürlichen oder künstlichen Hohlräumen, wie etwa Baumhöhlen, versteckt. Je nach Schwierigkeitsgrad der Aufgaben kann durchaus eine Baumhöhle in der Baumkrone als Versteck dienen. Störungen der Tierwelt, insbesondere Vögel und Fledermäuse, aber auch der Vegetation sind dabei unvermeidbar“

 

Naturdenkmale

Seite 171: Es ist verboten

„Geocache-Behälter in oder an Bäumen incl. des Kronentraufbereiches zu verstecken oder nach den GeocacheBehältern zu suchen.“

„Hierdurch sollen Schädigungen der Bäume und Störungen für die Tierwelt vermieden werden vermieden werden.“

Was unter einem Naturdenkmal zu verstehen ist wird in Wikipedia gut erklärt.

 

Geocaching-Verbot(e) in der Vergangenheit

Geocaching-Verbot(e) sind nicht neu. Die wohl bekanntesten sind/waren

Allerdings wurde zB in Weinstadt am runden Tisch eine grundlegende Einigung erzielt.

 

Das Musterschreiben

Das Musterschreiben kann von geocaching-rheinland.de herunter geladen werden. Allerdings muss ich sagen, dass alle Punkte zwar theoretisch wie angeführt im Regelwerk stehen und auch in Interviews und YouTube lautstark vom HQ ausgerufen werden, aber in der Praxis kaum Anwendung finden.

Punkt 1: Geocaching wird naturverträglich ausgeübt.

  • häufig wird der Reviewer getäuscht und das Final von LBH oder Mystery liegt ganz wo anders als es dem Reviewer mitgeteilt wurde; auch in sensiblen Landschaftsbereichen
  • Wie wird ein potentiell problematischer Cache erkannt? Eine Runde die zB von einer Sockenpuppe ausgelegt wurde und Paddeln bis zur Jümme 001 bis Paddeln bis zur Jümme 108 heißt ist es anscheinend nicht.
  • Geocacher die einen NA loggen ernten häufig einen Shitstorm aus der Community und machen es daher 1x und nie wieder

 

Punkt 2. Die Begründungen für das Verbot beruhen auf falschen und ungenauen Behauptungen

Ja die schriftlichen Begründungen sind etwas übertrieben und sehr plakativ. Allerdings hat die Anlage 1 bereits 193 Seiten. Wenn zu jedem Punkt eine ausführliche Begründung mit allem Wenn und Aber geschrieben werden muss kommt die Anlage auf 1000 Seiten und wird von niemandem mehr gelesen.

 

Punkt 3. Das Verbot ist unverhältnismäßig

Man muss mit den Säbeln rasseln um gehört zu werden und um einen Platz am Runden Tisch zu erhalten muss man gehört werden. Daher finde ich es gut, dass der Geocachingverein Rheinland in Punkt 3 mächtig auf die K*** haut. Allerdings muss man beim draufhauen aufpassen keine Spritzer abzubekommen:

„Die bestehenden Regelungen haben bislang ausgereicht, um Geocaches in Naturschutzgebieten abseits der Wege zu verhindern. Die Geocacher haben diese Regelungen in der Vergangenheit auch regelmäßig ohne Widerspruch akzeptiert, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass dies in der Zukunft anders sein könnte.“

Wäre ich ein Kölner Stadtrat wäre meine Entgegnung: „Wenn es in Naturschutzgebieten abseits der Wege sowieso keine Geocaches gibt sollte das Geocaching-Verbot in diesen Bereichen doch nicht stören“.

 

Opencaching.de

Es freut mich, dass sich auch Opencaching.de in einem Blogbeitrag dazu äußert. Ich möchte aus dem Beitrag einige Sätze zitieren:

„Für OC hat der Naturschutz in Kombination mit einer naturnahen Ausübung des Hobbys einen hohen Stellenwert. Jedoch sehen wir durch die Verbote in der Art, wie sie in Köln umgesetzt werden, die Ausübung des Geocaching-Spiels in unterschiedlichen Punkten gefährdet:

  • Während das Verstecken von Geocache-Behältern zuvor in Naturschutzgebieten auf den Wegen (unmittelbar drumherum) gestattet war, ist dies nun gänzlich verboten (auch an technischer Infrastruktur).
  • Mit dem Geocaching-Verbot wird den Geocachern etwas vorgeschrieben. Geocaching allgemein und insbesondere wir von Opencaching vertreten schon seit langem dem Standpunkt, dass sich die Community selbst reguliert. In der Vergangenheit hat dies meist gut geklappt. Hierbei kommt hinzu, dass den Kölner Geocachern kein Vorfall als Auslöser bekannt ist, was zeigt, dass die aktuellen Regeln gut funktionieren.
  • Köln kann Aufgrund seiner Größe eine Signalwirkung auf andere Städte haben, welche sich ggf. daran orientieren oder über die Verbote in Köln hinausgehen.
  • Andere Städte wie Düsseldorf orientieren sich an den verbreiteten Regeln und verbieten Geocaching in bestimmten Gebieten nicht prinzipiell (siehe Vereinbarkeit von Geocaching und Naturschutz). Dort ist ein gutes Miteinander auf Basis ausgewogener Regeln von Garten-, Friedhofs- und Forstamt und den Geocachern möglich. Daher begrüßen wir es, wenn sich Regelungen eher an der Düsseldorfer Auslegung orientieren würden.

 

Auch beim Bundestreffen der Geocachingvereine in Kiel herrschte breite Übereinstimmung, dass ein Verbot dieser Art nicht das Ziel von dauerhaftem Austausch zwischen den Interessen von Naturschutz und Geocaching sein kann.“

 

(M)eine andere Sichtweise

Wir sprechen häufiger von Cacherautobahnen

„Zu Caches, die etwas (oder etwas weiter) vom nächsten Weg entfernt sind, bildet sich manchmal ein Trampelpfad, wenn der Cache gut besucht ist. Dieser wird dann als Cacherautobahn bezeichnet, die den Cacher (wie eine echte Autobahn) auf dem schnellsten Weg zum Cache führt. Cacherautobahnen können unter günstigen Bedingungen schon am ersten Wochenende nach dem Publish entstehen, wenn der Cache genug suchende Geocacher anzieht. So schnell wie sie entstehen, verschwinden sie auch wieder, wenn der Cache archiviert wird. Cacherautobahnen sind insofern problematisch, als dass sie regelmäßig vorbeikommende Spazier-Muggle, Förster usw. darauf aufmerksam machen können, dass da etwas im Busch ist.“

Quelle: Cachewiki
Geocaching-Verbot
Diese Cacherautobahnen werden von offizieller Seite in letzter Konsequenz als Schädigung der Vegetation angesehen. Folgt zB der Förster dieser Cacherautobahn kommt er direkt an die Geocache-Location, findet den Geocache und macht alle Geocacher für den Trampelpfad und die Schädigung seiner Vegetation verantwortlich.

Das 2018 entstandene Green Team von Groundspeak könnte hier viel bewirken; würde es sich aktuell nicht mit so wichtigen Dingen wie wiederaufladbaren Batterien, beidseitigem drucken und Papierhandtuch-Kompostbehältern in den Toiletten beschäftigen.

Solange sich das Green Team mit Papierhandtüchern und Batterien befasst haben die Mitglieder natürlich keine Zeit sich mit Nebensächlichkeiten zu beschäftigen. Nebensächlichkeiten wie ein Paddeltrail auf dem Neckar der nicht wegen Naturunverträglichkeit archiviert wurde sondern weil Bescheißer Kreativlogger angeprangert wurden oder gar dem Paddeltrail auf der Jümme und wie sie alle heißen.

Es tut mir wirklich leid das nun sagen zu müssen: Auch wenn es in Köln aktuell (noch) keine Probleme gibt. Die Unvernunft einiger weniger Geocacher zeigt sich täglich und führt zwangsläufig zu einem Geocaching-Verbot an sensiblen Orten! Denn einige Geocacher handeln nach dem Motto „ist etwas nicht ausdrücklich verboten, ist es bestimmt erlaubt“.

Davon möchte ich mich überhaupt nicht frei sprechen; ich bin kein Gutmensch und ganz sicher kein Heiliger – ich bin einfach ein Geocacher :pfeiffen: . Ich war auch schon in Situationen in denen ich mich „falsch“ verhalten habe (über Zaun steigen, Betreten Verboten ignorieren, die paar Meter fahren wir jetzt einfach noch, wir kürzen ab, Hundeleine – gibt es das in der Apotheke?, auf Cacherautobahn laufen, Kugelschreiber im Wald verlieren, etc.).

Trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) bin ich ganz bei der Stadt Köln: In Naturschutzgebiete, geschützte Landschaftsbestandteile (zB Uferbereiche) und an Naturdenkmale gehören keine physischen Geocaches! Sollte die Unvernunft einzelner Sockenpuppen Geocacher auch an Flüssen überhand nehmen, werden dort sicherlich auch irgendwann grundsätzliche Geocaching-Verbote ausgesprochen. Zumal in Köln ein Rundumschlag geplant ist; es wird  auch Slacklining geregelt verboten.

 

Ausblick

Natürlich ist das Schlechteste aller Mittel ein generelles und damit absolutes Verbot; egal ob Geocaching-Verbot, Slacklining oder Wildcamping, etc. Schnell werden alle Geocaches über einen Kamm geschoren. Ein Wald-Tradi liegt zB abseits eines Naturschutzgebiets und stört weder Förster noch Tiere. Allerdings missfällt dem Jäger dieser Geocache. Mit dem richtigen Vitamin B könnte „er“ das Geocaching-Verbot einfach und unkompliziert auf „in angrenzende Waldstücke“ erweitern lassen.

Es wird in diesem Zusammenhang immer wieder die Stadt Düsseldorf genannt. Düsseldorf – besser gesagt das Gartenamt von Düsseldorf – hat Regeln und Auflagen aufgestellt, „die von Geocachern einzuhalten sind, wenn sie auf den verschiedenen Flächen des öffentlichen Grüns ihrem Hobby nachgehen wollen“. Zum Beispiel

„Daher dürfen Caches nur unmittelbar am oder auf dem Weg platziert werden. Uferbereiche, Wasserflächen und Inseln sind besonders sensibel, sie dienen als Brut-, Rast- oder Zufluchtstätten und dürfen nicht für einen Cache genutzt werden.“

Allerdings handelt es sich auch in Düsseldorf um Verbote. Nur sind die Verbote als Regel, Hinweis oder Auflage formuliert und wirken dadurch freundlicher.

Hilfreich für eine konstruktive Diskussion in Köln wäre sicherlich eine schriftliche Stellungnahme (gerne beidseitig bedruckt) des Green Teams von Groundspeak; nicht übersetzt sondern Original-Amerikanisch. Dies würde die Aussagen der Geocacher und des Geocachingvereins unterstützen. Als 2. deutsche Geocaching-Plattform sollte natürlich auch Openaching.de mit ins Boot geholt werden.

Ich drücke dem Geocachingverein Rheinland e.V. zwar die Daumen, dass ein (oder mehrere) Vertreter an den runden Tisch eingeladen werden um im gemeinsamen Gespräch eine Lösung ohne generelle Verbote ausarbeiten zu können. Aber wie ich schon schrieb: In diesen sensiblen Bereichen der Natur hat ein physischer Geocache nichts zu suchen und ich hätte wegen der Verbote keine schlaflosen Nächte.

 

 

2 Replies to “Geocaching-Verbot – (m)eine andere Sichtweise”

  1. Ich stehe da ganz hinter dem Autor.
    Ich bin Geocacherin mit Leib und Seele, habe aber in den letzten Jahren immer öfter erlebt, dass von den Reviewer Caches an Orten (Kinderspielplätzen, Friedhöfen, private Gelände) genehmigt werden, die wirkllich gegen jeden Anstand verstoßen – eben mit der Begründung, dass es nicht ausdrücklich verboten ist.
    Leider greift die oben erwähnte „Selbstregulierung“ wirklich nicht, denn kaum ein Cacher beanstandet solche Verstecke – gelegentlich wird mal ein Wort wie „ungewöhnliche Location“ verloren oder ähnliches, aber jeder ist froh, dass er sein Pünktchen einheimsen kann und alles andere ist egal.
    Es ist wirklich schade, dass wir uns hier selbst ein Bein stellen. Unser Ansehen in der Bevölkerung ist schon nicht besonders gut, es wird dadurch auch nicht besser.
    Hier ist m.E. wirklich ein klares Regelwerk erforderlich, das auch den Reviewern die Möglichkeit gibt, korrekte und eindeutige Enscheidungen zu treffen.

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