Rettungsaktion in der Falkensteiner Höhle

Am Sonntag (28.07.2019) ging gegen 19 Uhr eine Vermisstenanzeige bei Feuerwehr/Polizei ein, 2 Höhlengänger seien in der Falkensteiner Höhle (Grabenstetten, bei Reutlingen) von Wassermassen eingeschlossen worden. Die Rettungsaktion in der Falkensteiner Höhle von Bergwacht, Höhlenrettung Baden-Württemberg, Feuerwehr, Polizei und Notärzten begann. Die einen „Newsportale“ schreiben von insgesamt 80 Mann die an der Rettungsaktion in der Falkensteiner Höhle beteiligt sein sollen, der Bericht der Stuttgarter Zeitung spricht von 30 Mann. In der Hektik des Veröffentlichens hat wohl jemand entweder aus einer 3 eine 8 oder aus einer 8 eine 3 gemacht…

Ich stelle mir (mal wieder) die Frage, wieso geht man(n) in eine Höhle, wenn überall im näheren Umkreis anhaltender Starkregen Keller und Strassen überflutet? Zumal die Falkensteiner Höhle bekannt dafür ist, dass das ansteigende Wasser sehr schnell eine Lebensgefahr darstellen kann?  Einer der „Höhlenforscher“ soll sogar ein Höhlenguide sein – umso unverständlicher ist es, dass ein Höhlenguide bei Starkregen in eine aktive Wasserhöhle geht.

Auf Wikipedia ist zu lesen:

„… Ab dem 6. April 2018 ist das Befahren und Begehen der Höhle über die erste Verengung hinaus grundsätzlich verboten. Ausnahmen werden auf Antrag zugelassen, wenn nachgewiesen werden kann, dass eine Versicherung besteht, die etwaige erforderliche Bergungs- oder Rettungskosten übernimmt…

… Mit guter Ausrüstung (Neoprenanzug, Neoprensocken, Overall oder Schlaz, Helm, Stirnlampe, wasserdichte Rucksäcke mit Notverpflegung) kann ein erfahrener Höhlengänger heutzutage in etwa fünf Stunden bis zum vierten Siphon (3.400 m vom Höhleneingang) vordringen. Um den fünften Siphon zu überwinden, ist eine Tauchausrüstung (Drucklufttauchgerät) notwendig…

Gefahren
Die große Gefahr dieser aktiven Wasserhöhle ist der Anstieg des Wasserspiegels. Nach starken Regenfällen oder bei Tauwetter schließt sich der erste Siphon und kann nicht mehr sicher ohne Tauchausrüstung befahren werden, der Rückweg ist dann über mehrere Meter wasserüberflutet. Bei sehr starkem Regen kommt es sogar am Eingang „Demutschluf“ zu einer weiteren Siphonbildung. Der bei niedrigem Wasserstand sehr weit geöffnete „Demutschluf“ kann dann nicht mehr ohne Tauchausrüstung überwunden werden. So hat es schon wiederholt Hochwassereinschlüsse gegeben. Der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde ein Einschluss 1964, als vier Studenten erst nach 66 Stunden durch Höhlentaucher gerettet werden konnten.

Auch wenn die Höhle genügend Stellen besitzt, an denen man sich bei Hochwasser aufhalten kann, sind derartige Einschlüsse keineswegs harmlos. Physische Gefahren sind Kälte, Hunger und Durst. Psychische Probleme kommen hinzu, insbesondere bei mangelnder Ausrüstung und damit verbundenem Verlust der Lichtquelle. Geraten die Eingeschlossenen in Panik sind auch Todesfälle möglich.

Ein typischer Unfall in jüngster Zeit geschah am 1. Juni 2003, als vier unzureichend ausgerüstete Studenten nach einem Gewitter mit Starkregen aus der Reutlinger Halle hinter dem ersten Siphon befreit wurden. Die jungen Leute waren durch erfahrene Höhlengeher informiert worden, ignorierten aber alle Warnungen…“

Quelle: Wikipedia

Ablauf der Rettungsaktion in der Falkensteiner Höhle

Sonntag, 28.07.2019

  • ca. 17:00 Uhr: Einfahrt der beiden Höhlengeher in die Falkensteiner Höhle
  • ca. 19:00 Uhr: Alarmierung der Rettungskräfte die im Ermstal überflutete Keller auspumpten und die Unwetterspuren auf den Straßen beseitigten
  • 20.30 Uhr: kein Kontakt zu den beiden Vermissten
  • 20.55 Uhr: Taucher der Höhlenrettung versuchen zu den Eingeschlossenen vorzudringen.
  • 21.15 Uhr: kein durchkommen – die Fließgeschwindigkeit des Wasser sei zu gefährlich für die Höhlentaucher
  • 21.30 Uhr: 2.Versuch; ausgestattet mit zusätzlicher Berge- und Sicherungsausrüstung
  • 21.45 Uhr: Die Höhlenretten fanden die beiden 30jährigen in der „Reutlinger Halle“, die auch bei ansteigendem Wasser hoch genug ist; ca. 500m in Inneren der Höhle.
  • 22.15 Uhr: vorläufiger Abbruch der Rettung da es aufgrund größerer Gesteinsbrocken im strömenden Wasser zu gefährlich zum Tauchen sei. Die Retter und „Vermissten“ bleiben über Nacht in der Reutlinger Halle und werden mit Wärme versorgt (Schlafsäcke, Wärmedecken, Nudelsuppe mit Kraftbrühe und Tee).

Montag, 29.07.2019

  • 7.30 Uhr: der Wasserpegel sei leicht gesunken
  • 8:00 Uhr: Der ältere der beiden Höhlengänger konnte gerettet werden.
  • 8.30 Uhr: Frühstück und Stärkung der beiden Höhlentaucher und des Höhlengängers für den anstrengenden Weg von 25-30m (1,5 – 2h) nach draußen.
  • 9.10 Uhr: Grabenstettens Bürgermeister Roland Deh übt Kritik an dem gewerblichen Führer. Er soll in einem Interview sogar gesagt haben „…Dummheit, bei der Wettervorhersage in die Höhle zu gehen…“
  • 9.52 Uhr: Es sind neue Taucher auf dem Weg. Die Strömung in der Höhle ist wohl noch immer sehr stark. Solange die eingeschlossene Person und ihre Retter warm gehalten werden könnten und gut versorgt seien, eile die Rettung nach Expertenangabe nicht.
  • 10.22 Uhr: Die Taucher müssen sich auf ihren Tastsinn verlassen da im Siphon die Sicht gleich Null ist. Erscherend kommt der psychische Druck hinzu, dass über dem Taucher keine Luft sondern eine Felsendecke ist, die ein kurzfristiges Auftauchen um Luft zu holen unmöglich macht. Bei einer Wassertemperatur von ca. 6 – 9°C unterkühlt der Körper zudem sehr schnell.
  • 11.10 Uhr: Die beiden Höhlengänger, sowie alle Höhlentaucher haben die Falkensteiner Höhle verlassen können und sind in Sicherheit.

Quelle der Zeitangaben: swp.de

Fazit

Hut Ab vor den Rettungskräften, der Einsatzleitung und ganz speziell der Höhlentaucher, die am Sonntag und Montag ihr eigenes Leben riskiert haben um mit einer großartigen Rettungsaktion in der Falkensteiner Höhle einen unvernünftigen (vielleicht auch zu unerfahrenen) Höhlenführer und dessen Kunden aus einer lebensbedrohlichen Situation retten konnten.

Zwar hatte der gewerbliche Anbieter eine Genehmigung der Gemeinde Grabenstetten. Die Genehmigung ist seit April 2018 Pflicht und eine Saison lang gültig. Damit sichert sich die Gemeinde ab, dass eine Versicherung besteht, die im Notfall die Rettungs-/Bergekosten übernimmt. Allerdings zeigt dies wieder, dass eine Genehmigung nicht das Mitdenken ersetzt.

Der T5-Tradi-Höhlen-Geocache wurde bereits im März 2018 deaktiviert und und im Mai 2018 letztendlich archiviert, da es leider sehr Unvernünftige gab, die die Genehmigungspflicht als Bevormundung, Kommerz und Behördenwillkür ansahen und sich daher nicht um diese sehr wichtige Verordnung der Genehmigungspflicht kümmerten. Da das Listing von Groundspeak gesperrt wurde, macht es an dieser Stelle auch keinen Sinn euch den GC-Code zu nennen.

Kleiner Tipp: Den Mystery gibt es (noch), aber auch hier spoilere ich den GC-Code nicht. Nur so viel: Der Owner schreibt im Listing:

„[…] Es gibt definitiv Tage oder Wochen, wo es eventuell gar nicht möglich ist den Cache zu erreichen […] Selbstüberschätzung ist bei diesem Cache lebensgefährlich. Es bedarf ausreichende Ausrüstung, Kenntnis und eine intensive Vorbereitung […] Bei einer guten Vorbereitung ist allerdings klar, wann das der Fall sein wird […]“

Quelle: Geocache-Listing – GC-Code wird nicht verraten

Wir können auch weiterhin viel Spaß beim T5en in Bäumen, Steinbrüchen, unter Brücken, in Höhlen, auf Bergen, etc. haben! Aber verdammt-noch-mal haltet euch an die Bestimmungen vor Ort und schaltet den Kopf und die Wettervorhersage ein – nicht jede Verordnung ist Behördenwillkür; zumindest achte bitte auf diese Punkte:

  • bei angekündigtem (Stark)Regen können Höhlen und unterirdische Kanäle innerhalb weniger Minuten zur Todesfallen werden
  • bei drohendem Gewitter möchte der T5-Geocacher weder im Baum noch im Steinbruch als Blitzableiter fungieren
  • bei starkem Wind kommt es hingegen „nur“ auf deinen Magen an; ich kenne das Gefühle wenn eine Windböe den Baum den man soeben erklettert in Bewegung bringt – es herrscht zwar keine Lebensgefahr; ich brauche das Gefühl aber kein zweites Mal  :whistle:

 

 

 

 

 

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