Sondengänger erhält 8 Monate auf Bewährung

Sondengänger haben es in Deutschland nicht leicht wie der aktuelle Fall von Benjamin Czerny zeigt – was ist eigentlich ein Sondengänger?

„Der Sondengänger ist eine Person, die mit einem Metalldetektor gezielt nach Gegenständen im Boden sucht. Dieser Vorgang wird im Fachjargon unter den Sondengängern gerne als sondeln bezeichnet. In den meisten Fällen ist eine Genehmigung der Grundeigentümer und der Denkmal- und häufig auch der Naturschutzbehörden notwendig. Des Weiteren stellt sich die Eigentumsfrage an den Funden sowie das Problem einer Zerstörung archäologischer Befunde, die erst ein historisches Verständnis der Funde ermöglichen könnten.“

Quelle: Wikipedia

Was war geschehen?

Im Frühjahr 2013 fand der Sondengänger Benjamin Czerny (23) in der Südpfalz „an die 100 Objekte aus dem 5.Jahrhundert“ – mit (s)einem Metalldetektor; im Boden. Schlecht war, dass er ohne Genehmigung den Schatz ausgrub. Archäologen wurden auf ihn aufmerksam, da er seinen Fund online präsentierte (u.a. auf youtube.com).

Bei dem Fund handelte es sich um einen „Barbarenschatz“, der Archäologen zufolge aus einem versilberten und vergoldeten Klappstuhl, einer Silberschale, einem Silberteller, sowie einigen Schmuck- und Gebrauchsgegenständen bestand, der wiederum aus Beutezügen von germanischen Gruppen gegen das damalige römischen Reich stammen sollen. Der materielle Wert der Fundstücke wird auf 425.000 – 575.000 € geschätzt; wohingegen der wissenschaftliche Wert unbezahlbar sein soll.

Das Amtsgericht Speyer verurteilte Benjamin Czerny in Erster Instanz zu 15 Monaten Haft auf Bewährung. In der Berufung wurde vom Landgericht Frankenthal die Bewährung auf 8 Monate verkürzt und ihm eine Geldstrafe zu Gunsten des Kinderhospizes Dudenhofen auferlegt. An dieser Stelle zeigt sich wieder die „Gute Recherche“ der Pressevertreter: swr.de und sueddeutsche.de sprechen von 3.000€ Strafe, n-tv.de von 2.000€.

Ein Archäologe sprach vor Kurzem in einem Radio-Interview davon, dass eine unsachgemäße Ausgrabung von Laien einen sehr hohen Schaden an der „Ausgrabungsstätte“ anrichten würde und er alle Hobby-Archäologen bitte dies zu unterlassen.

Ich bin kein Sondengänger und habe auch nicht vor einer zu werden. Auch möchte ich weder über das Urteil noch über Herrn Czerny spekulieren. Die Justiz hat gesprochen und dieser Urteilsspruch muss akzeptiert werden. Ich möchte lediglich an die Geocacher appellieren: Wer von euch „etwas Antikes“ findet (oder vermutet), sollte trotz der natürlichen Neugier nicht selbst zum Spaten greifen, sondern diesen Fund der Denkmalschutzbehörde oder dem Landesdenkmalamt melden; zur Not ist auch die Polizei eine Option um selbst keine Probleme zu bekommen. Das Urteil zeigt wie schnell es sehr ärgerlich und teuer werden kann.

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6 Replies to “Sondengänger erhält 8 Monate auf Bewährung”

    1. Ob verdient oder nicht ist hier nicht die Frage. Der „Junge“ hat etwas getan das er nicht durfte.
      Das Gesetz hat gesprochen und ich kann aufgrund von diesem Urteil jedem nur raten (in Deutschland) die Finger von Metalldetektoren lassen.

  1. Geocacher suchen nicht nach antiken Schätzen, sondern ausschließlich nach sogenannten „Geocaches“. Hierbei handelt es sich um Behälter, die von der eigenen Community (also anderen Geocachern) versteckt werden und mindestens ein Logbuch, zum Teil aber auch sogenannte „Tauschobjekte“ enthalten. Zum Suchen werden keine Sonden verwendet, sondern Satellitennavigationsgeräte. Geocaches werden grundsätzlich auch nicht vergraben.

  2. Einer junger Mann macht den Fund seines Lebens und lässt sich dabei von seiner Community feiern. Etwas Ruhm und jede Menge Ärger hat es ihm eingebracht. Ich denke er hat daraus gelernt.

  3. Naja, also das Sondengehen ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. In BaWü geht es nur mit einer Genehmigung. In Bayern ist es erlaubt in der Tiefe bis zu 10cm den Fund zu behalten. 1cm=100 Jahre Geschichte.

    Interessant wird es im Herbst wenn der Sondengeher wartet bis der Landwirt mit seinem Pflug die Erde umgräbt und dann drüberläuft. Dann kann es schon passieren daß man Gegenstände aus der Römerzeit findet.

    Aber was findet man dann? Verschrabbelte alte Münzen bei denen kaum bis gar nix mehr erkennbar ist. Sämtliche Hügelgräber wurden doch auch schon von „selbsternannten“ Archäologen im vorigen Jahrhundert geplündert.

    Schätze, würde ich abgeben. Was soll ich damit? Die Teile kriegst du nicht los. Auf ebay wirst du sowieso erwischt. Und Zuhause in der Vitrine habe ich echt keinen Platz.

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